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Beitrag vom 29.12.2010
Jessica Gall - Little Big Soul
Yasmine Georges
Auf Umwegen hat die Berlinerin zu ihrem Sound gefunden. Nicht ihr Debüt von 2008 scheint bezeichnend für ihren musikalischen Weg, viel eher ist die 2010er-Platte "Little Big Soul" ein...
...Aushängeschild für das Talent der Singer-Songwriterin. Jessica Gall ist eindeutig gereift, hat sich von den Coverversionen befreit, die ihr erstes Album dominierten, und präsentiert nun selbstbewusst ihre eigenen Songs.
Ihren persönlichen Stil suchte Jessica Gall bereits in ihrer Kindheit. In einer MusikerInnenfamilie aufgewachsen, bestimmen Klavier- und später Saxophonunterricht die frühen Jahre der 1980 geborenen Sängerin. 2001 bricht Jessica die Schule kurz vor dem Abitur ab und gründet eine Band, entscheidet sich jedoch im gleichen Jahr wieder um und beginnt ein Studium an der Hanns Eisler Hochschule für Musik. Inzwischen ist sie Mutter von zwei Kindern und Leadsängerin einer fünfköpfigen Band. Nach einer längeren Babypause ist im Juli 2010 das zweite Album der Jazzerin erschienen.
"Little Big Soul" ist nach den ersten Songs zu urteilen ein reines Jazz-Album. Zu hören sind Balladen, die dank Jessica Galls ungewöhnlich tiefer Stimme in eine Oase der Ruhe entführen und schnellere Swingnummern, die das Jazzclub-Feeling gekonnt einfangen. Die Song-Auswahl wirkt fast ein wenig zu stimmig. Bis zu "Summer Evening", der achten Nummer der Platte, plätschert das Album beinahe im Gleichklang vor sich hin. Ihm fehlt Experimentierfreudigkeit und Innovativität. Es scheint, als fiele es der Sängerin schwer, sich abseits von klaren musikalischen Linien zu bewegen.
Erst auf der zweiten Hälfte löst sie sich von den konventionellen Jazz-Melodien und geht zusammen mit ihrer Band auf Entdeckungsreise. "Road to Salvation" überrascht mit Reggae-Rhytmen und leitet zur abschließenden Balladentrilogie des Albums über, die mit gehauchtem Gesang und zurückhaltender Instrumentalisierung die HörerInnen in neue musikalische Gewässer führt.
AVIVA-Tipp: "Little Big Soul" ist ein schöner Soundtrack für den Alltag. Auf den musikalischen Wellen des Albums kann frau entspannt in den Feierabend treiben. Die ersten Songs bleiben am altbekannten Jazz-Rhythmus haften und verschweigen das Talent der jungen Sängerin. Auf dem zweiten Teil des Albums definiert sie ihren Stil noch einmal neu. Mit experimentellen Melodien und ernsteren Texten überraschen die letzten Tracks. So überzeugt das Album schlussendlich und bleibt nicht länger nur Hintergrundmusik.
Jessica Gall
Little Big Soul
Herzog Records / edel kultur, VÖ: Juli 2010
Weitere Informationen zur Künstlerin finden Sie unter:
www.jessicagall.de
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
"Jessica Gall – Just like you"
"Beady Belle – Belvedere"
"The Jazzymental Softmix"
(Quellen: AVIVA-Berlin, Herzog Records)